Montag, 3. Dezember 2012

Melbourne

CBD


Wir hatten uns ja bereits bei der Buchung über den günstigen Hotelpreis gewundert. Die Auflösung folgte dann vor Ort: Wir haben eine „pre opening rate“ erhalten, das Hotel hat nämlich erst am Tag unserer Ankunft eröffnet, ist ganz neu und wir sind erst die dritten Hotelgäste überhaupt und die ersten in unserem Zimmer. Im Hotel waren auch erst 3 Etagen bewohnbar und es lief auch noch nicht alles ganz rund, aber das hat das nette Personal mit Engagement und Begeisterung kompensiert.
Dass der angekündigte 25 m Pool des Hotels ebenfalls noch nicht benutzbar war, fanden wir zunächst ganz schade. Letztlich hat es aber dazu geführt, dass wir wieder einmal ein tolles Schwimmbad besucht haben: Melbourne City Baths sind über 100 Jahre alt und in einem wunderschönen Viktorianischen Gebäude beherbergt.


Hier gab es sogar eine 30m Bahn – ziemlich ungewöhnlich wie wir finden, aber das sind halt 100 yards. Ich hatte mir auch extra eine neue Badehose gekauft und hoffte mit dem high-tech-Material endlich eine Chance gegen Mathis zu haben. Nach ca. 15 Metern wurde ich aber überholt und verlor letztlich mit 3 Körperlängen, bekam aber immerhin überschwängliches Lob für meinen schönen Schwimmstil (ich werde mich ab jetzt für die Einführung einer B-Note im Schwimmsport einsetzen).
Da unser Hotel ganz zentral im Central Business Distict (CBD) lag, konnten wir an den ersten Tagen völlig auf unser Auto und öffentliche Verkehrsmittel verzichten, die historische Tram Route 35 (Free City Circle) haben wir uns natürlich trotzdem nicht entgehen lassen, um einen Überblick über Innenstadt und Sehenswürdigkeiten zu bekommen.

Eine davon ist der Victoria Market, auf dem man Kleidung, Spielzeug aber auch Obst, Gemüse und Wein (ein willkommenes Mitbringsel für unsere folgenden Gastgeber) kaufen kann. Ein herrliches Gewusel und viele der angebotenen Waren sind wirklich gut, der von uns gekaufte Bumerang allerdings nicht (zumindest wenn man ihn werfen und nicht nur an die Wand hängen will).


Shoppen kann man natürlich auch in der Innendstadt, der Kauf von neuen Sportschuhen für Mathis scheint sich aber doch zu einem Ding der Unmöglichkeit zu entwickeln.

Da Melbourne die Hauptstadt des Bundesstaats Victoria ist und ca. 4 Mio. Einwohner hat, darf natürlich auch eine gut sortierte Bibliothek nicht fehlen. Die Victoria State Library ist wirklich eine geile Bibliothek (wenn das Wort in diesem Zusammenhang erlaubt ist), es gibt dort tolle Ausstellungen (mit alten und bedeutenden Büchern, Gemälde und Live-Performances) und einen fantastischen Lesesaal (Mathis Kommentar: „Wow, das ist ja wie bei Harry Potter“).

Wir hatten vorher schon gelesen, dass es in Melbourne nicht so spektakuläre Sehenswürdigkeiten gibt, aber die Stadt sehr lebenswert sei. Allerdings sind berühmte Sehenswürdigkeiten wie zum Beispiel die Oper oder Harbour Bridge von Sydney ein zweischneidiges Schwert: Sie sind schon schön anzusehen, aber man ist auch leicht versucht 300+ Fotos davon zu schießen und am Ende doch mit keinem so recht zufrieden zu sein. Da ist Melbourne schon deutlich entspannter und kindergerecht. Mathis war im Hardrock klettern und es war ziemlich aufregend die 18 Meter hohen Wände ganz bis oben zu klettern.

 Ich selbst konnte zwar nicht klettern, kam aber auch auf meine Kosten und bekam so eine Art Lob: „Papa, auf Dich kann man sich richtig verlassen“.

Auch die Besichtigung des Old Melbourne Gaol (ein altes Gefängnis und das Wort wird tatsächlich wie ‚jail’ ausgesprochen). Hier wurden viele raue Buschen aus der Zeit des Goldrausches eingesperrt und über 130 Todesurteile vollstreckt, unter anderem musste die nationale Berühmtheit Ned Kelly hier am Galgen enden.


 Für Mathis war aber die Tour durch die ehemalige Wache noch interessanter, hier wurden wir ein bisschen wie Verbrecher behandelt: Mussten antreten und wurden nach Geschlechtern getrennt in eine dunkle Zelle gesperrt. Da Mathis nicht alle Kommandos des Polizisten verstanden und deshalb natürlich auch nicht befolgt hat, wurde er zweimal deutlich ermahnt.

Auf unserem Weg durch die Stadt zu den Robsons hatten wir noch etwas Zeit totzuschlagen und das kann man im Stadtteil St. Kilda sehr angenehm tun. St. Kilda liegt direkt am Meer, an der riesigen Port Phillip Bay und beherbergt viele gute Restaurants einen netten alten Vergnügungspark und einen pittoresken historischen Kiosk auf einem langen Bootssteg.

An dessen Ende wurden vor vielen Jahren Wellenbrecher aufgeschüttet und kurz darauf begannen sich seltene Zwergpinguine anzusiedeln. Lieder konnten wir keinen Vertreter dieser kleinsten Pinguinart sehen, denn tagsüber fischen sie im Meer und wenn Sie nachts zurückkehren, wird der Steg abgesperrt, damit sich die süßen Frackträger ausruhen können.

Meeting The Robsons


Dann fahren wir endlich zu den Robsons. Heide und Ihre Kinder verbringen immer mal wieder ein paar Wochen in Hannover, Heides früherer Heimatstadt. Die Kinder  Elisabeth und Sebastian gehen dann während dieser Zeit auf Sonkas Schule und so kamen der Kontakt und die Einladung zustande. Obwohl nur Sonka, Elisabeth und Sebastian sich vorher kannten, haben wir uns auf Anhieb super verstanden und wurden in die Großfamilie integriert, die aus insgesamt 5 Kindern (bisher noch nicht erwähnt wurden Maximilian, Josephine und Henriette) und einem deutschen Au-pair. Den Familienvater Jeremy sollten wir erst ein paar Tage später kennenlernen.
Mathis hatte sich schon Wochen lang auf diesen Besuch gefreut, endlich mal wieder mit Jungs spielen und sich sogar auf deutsch unterhalten können. Aber letztlich war es noch besser als er es sich erhofft hatte. Auch mit Mädchen, wenn sie so nett sind wie Elisabeth, ist es nämlich sehr nett und zwar nicht nur wenn man mit Ihr gemeinsam zur Tennisstunde gehen kann. Zum Pflichtprogramm gehört auch an jedem Nachmittag das Bad im hauseigenen Pool.

 Das Highlight war aber vermutlich doch, dass Mathis Maximilian auf dessen Schule, die Geelong Grammar School begleiten konnte. Mathis hat auch richtig am Unterricht teilgenommen – mit Schuluniform. Da Heide den Besuch lange vorangemeldet hatte, wurde Mathis von der Schule sogar um ein kleines Referat gebeten. Um ihm den Vortrag ein bisschen zu erleichtern, habe ich ihm eine Powerpoint-Präsentation mit Fotos von zuhause und von unserer bisherigen Reise zusammengestellt. Dass Mathis sich nicht nur den Schulbesuch, sondern auch einen englischen Vortrag vor fremder Umgebung getraut hat, hat uns wirklich beeindruckt. Anscheinend waren Vortrag und Schulbesuch ein voller Erfolg, Mathis war überglücklich, fand die neuen Mitschüler richtig nett („als Besucher wird man hier ja behandelt wie ein König“), konnte sich wohl auch gut unterhalten und in der Pause gemeinsam ‚Footie’ spielen. Weil es so schön war, wurde für den nächsten Tag gleich noch ein Schulbesuch vereinbart.

 
Da Mathis hier voll absorbiert war, können Sonka und ich auch abends mal ausgehen. Zum Glück ist Armadale ein wirklich schöner Stadtteil mit vielen kleinen Geschäften und einer lebhaften Restaurant- und Kneipen-Szene.

At Southbank


Unser Spaceship, das uns jetzt doch ans Herz gewachsen ist geben wir nach mehr als 3.500 km wieder ab. An der Abgabestelle sehen wir viele andere seiner Art und finden es dort gut aufgehoben.
Nach einem langgezogenen Abschied bei den Robsons können wir am ersten Nachtmittag noch den Eureka Tower an der Southbank „besteigen“ und haben einen tollen Überblick über die Stadt. Als die Lichter angehen verändert sich die Stimmung der Stadt und wir sind froh abends auf den Turm gegangen zu sein.


Dann haben wir allerdings großen Hunger und wollen uns die Nudeln in unserem Zimmer kochen. Doch, es gibt nur eine Mikrowelle – keine Töpfe oder Herdplatten. So kochen wir –sicher das erste und letzte Mal in unserem Leben – die Nudeln im Wasserkocher. Es geht, ist aber nicht weiterzuempfehlen.
Am nächsten Tag haben wir noch einen Besichtigungstermin im Scotch College. Den Termin hat uns Heide vermittelt, Sebastian besucht das Junior College und wir sollten eine Führung durch das Senior College erhalten. Vor allem interessiert sich Sonka dafür wie diese private reine Jungenschule funktioniert. Aber da es Mathis an der anderen Schule so gut gefallen hatte, fragen wir auch gleich einmal aus dieser Richtung nach. Der Head of Admissions (natürlich mit Doktortitel) der die Tour gibt, bedauert jedoch, dass unsere Anfrage deutlich zu spät kommt – wir hätten Mathis dazu unbedingt im ersten Lebensmonat anmelden müssen. Allerdings würden sich die halbjährigen Austauschprogramme in Klasse 10 anbieten, Mathis möchte das auch wirklich gerne machen, am liebsten aber an der Geelong Grammar School, auf der es ihm so gut gefallen hatte.
Sonka ist von der Ausstattung der Schule sehr angetan (es gibt sage und schreibe 80 (!) Musiklehrer, eine Konzerthalle, Proben- und hervorragend ausgestattete Unterrichtsräume und ein riesiges Theater)


und sogar ich bin sehr beeindruckt von der Schule, der Anlage (mit eigenem Schwimmbad und fantastischen Sportanlagen), aber auch von der angenehmen und informativen Führung. Dazu muss man natürlich erwähnen, dass es eine private Schule ist, die doppelt Geld bekommt: 1. Vom Staat (so viel wie jede staatliche Schule) und 2.  Schulgeld von den Eltern (und dasist nicht wenig).

Von der Schule holen uns dann John und Jeanette, unsere zwei Bekannten von der Goldcoast, ab. Die beiden leben in der Nähe von Melbourne und machen mit uns einen Ausflug in das Yarra Valley zu den Weingütern. Es ist ein wunderbarer Ausflug mit toller Landschaft und – gutem Wein. Thankyou, John and Jeanette!


Nachmittags können wir noch den Federation Square unsicher machen und statt Nudeln aus dem Wasserkocher, gibt es Steak in einem netten Restaurant am Wasser mit einem Kellner, der aussieht wie Freddie Mercury. Das erinnert mich an meine Queen-Fan-Zeiten. Es ist ein super Abschluss für die schöne Zeit in Melbourne, als wir dann noch beim Spazierengehen am Wasser „Don`t stopp me now“ von der besagten ehemaligen Lieblingsband hören.

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